Ein Interview mit Oliver Gritz, dem Gründer von Run & Ride for Reading, darüber, was ihn zur Gründung des Vereins vor sieben Jahren bewegte und welchen Nutzen Leseclubs an Schulen bieten.
Wie und wann kamen Sie auf die Idee, den Verein zu gründen?
Im Jahr 2008 habe ich an einer Wohltätigkeitsfahrradtour teilgenommen. Ich bin Hobbyradfahrer und fand, es wäre schön, auch selbst so etwas auf die Beine zu stellen.
Wie ging es weiter? Was war Ihre Motivation, direkt einen Verein zu gründen?
Zuerst waren es Radtouren mit kleinerer Beteiligung, dann haben wir das erste Mal die Spendengrenze von 100 000 Euro geknackt und ich habe mich gefragt, wo das Geld sinnvoll investiert wäre. Bildungsförderung für Kinder und Jugendliche, besonders aus teils sozial schwächeren Familien, kam mir sofort richtig vor. Denn für mich ist Bildung der größte Gleichmacher einer Gesellschaft. Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen Spaß am Lernen zu entwickeln, das war mir wichtig.
Wie schafft man es, Kinder zum Lernen und Lesen zu animieren?
Seit 2009 richten wir Leseclubs an Schulen im Großraum Köln- Bonn ein und kooperieren dabei eng mir dem Konzept der Stiftung Lesen, das eine Förderung der Lern- und Lesefähigkeit bei Kindern und Jugendlichen beinhaltet. Mit unserem Budget können wir Leseclubs mit kindgerechtem Mobiliar einrichten und Personal schulen, so dass die Kinder auch in ihrer Freizeit wieder gerne lesen. Außerdem gibt es für viele Leseclubs prominente Paten, die uns unterstützen und die Clubs mit eröffnen.
Wie viel Zeit investieren Sie durchschnittlich ins Ehrenamt?
In den letzten acht Jahren habe ich immer rund zwei Tage pro Woche in dieses Projekt investiert. Aber vieles läuft natürlich auch nebenbei und je nach Aktionen, die wir planen, ist es der Zeitaufwand sehr unterschiedlich.
Ihr Wunsch für die Zukunft?
Ich würde mich freuen, wenn in den Kindern weiter der Wunsch wächst, sich selbst zu bilden – ganz ohne Leistungsdruck. Und wenn sie in den Leseclubs einen Rückzugsraum für sich entdecken. Ich möchte gerne einen Katalysator schaffen, der zum Lesen und demnach zum Lernen motivieren kann und einfach möglich macht, dass man mit den Büchern ein wenig träumt und Neues entdeckt.
Was bereitet Ihnen am meisten Freude an der Arbeit?
Es ist spektakulär zu beobachten, wie gewisse Schulen sich seit dem Einrichten unserer Leseclubs weiterentwickelt haben. Schließlich gibt es mittlerweile über 33 Leseclubs in Köln und 17 im Umland. Und vielleicht schaffen wir es ja irgendwann, Kölns größte Laufveranstaltung mit unserem Leselauf zu werden – das wäre mein Traum.
Was sagt Ihre Familie zu Ihrem Ehrenamt?
Meine Familie unterstützt mich und hat bei der Arbeit auch manches Mal geholfen. Aber natürlich sind auch der fünfköpfige Vorstand und die weiteren ehrenamtlichen Helfer eine riesige Unterstützung.
Gab es einen Moment der Sie besonders bewegt hat?
Es bewegt mich immer wieder, von den Einzelschicksalen zu erfahren. Aber mit das Schönste ist zu sehen, wie sehr Lesen verbindet, denn in dieser Welt zählt keine Hautfarbe oder Konfession. Das zeigt mir, dass wir auch eine Plattform für Integration geschaffen haben und dass diese funktioniert und weiterhin funktionieren kann.
Elena Sebening