Aidin und Luca sind stolz.

Die beiden Schüler der Christophorusschule in Bonn, einer Förderschule des Landschaftsverbandes Rheinland mit dem Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, erzählen nach den ersten etwas schüchternen Minuten bereitwillig, was sie in den vergangenen Monaten geleistet haben. Die beiden 14- und 16-Jährigen haben gemeinsam mit sechs anderen Schülern einer so genannten „Fit for Job“-Gruppe ihrer Schule und mit Unterstützung aus der Lehrerschaft einen „Lese- und Medienclub“ nach dem Konzept der Stiftung Lesen eingerichtet. Ermöglicht hat das die großzügige Spende des Lions-Club „Clara und Robert Schumann“ Bonn. Bereits seit 1999 unterstützt der Club die Schule und ist jetzt durch Vermittlung von Oliver Gritz, Initiator von „Ride for Reading“, auf die Idee gekommen, dort einen Leseclub einzurichten – immerhin den 14. im Köln-Bonner Raum.

Bislang hätten die Schüler nur eine dunkle Flurnische für Bücher und Lesen zur Verfügung gehabt, berichtet Heike Thüner-Riekenbrauck, die das Projekt gemeinsam mit ihrer Kollegin Susanne Bünker betreut. Diese düsteren Zeiten sind vorbei: ein ehemaliges Klassenzimmer ist zu einem hellen, freundlichen Club geworden, der mit einem vielfältigen Angebot vom Computerplatz bis hin zu Spielen und Büchern die Kinder anlockt. Dafür haben Aidin, Luca und ihre Mitstreiter viele Möbel gerückt und zahlreiche Bücher inventarisiert.

Jetzt betreuen sie regelmäßig die Ausleihe oder lesen jüngeren Kindern vor. Sie werden gebraucht, tragen Verantwortung. Eine Erfahrung, die ihnen gut tut. „Das Angebot spricht sich immer mehr herum“, berichtet Aidin vom Erfolg, „eine Klasse hat sogar schon Vorlesezeit für einen ganzen Monat gebucht“. Als nächstes ist eine Umfrage unter den älteren Schülern geplant, um auf dieser Grundlage weitere Medien anzuschaffen. „Die Schüler lernen hier, Verantwortung zu übernehmen, zuverlässig und pünktlich zu sein, sich angemessen zu kleiden und freundlich und höflich Auskunft zu geben“, sagt Heike Thüner-Riekenbrauck. Soziale und lebenspraktische Kompetenzen, die sie später im Job und nicht nur dort brauchen werden.

Susanne Bünker und Heike Thüner-Riekenbrauck sorgen dafür, dass der Club vielseitig genutzt wird. Neben der Fit-für-Job-Gruppe gibt es eine Literaturwerkstatt, regelmäßige Vorlesezeiten und das offene Pausenangebot, bei dem die Bonner Lions die engagierten Lehrerinnen auch weiterhin unterstützen. Helge Horn und Heinrich Quaden beispielsweise sind regelmäßig vor Ort, um mit den Kindern zu lesen, zu spielen, ihnen am Computer zu helfen oder ihnen einfach als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. „Man merkt, es macht den Kindern Freude, neue Gesichter zu sehen. Sie genießen die Aufmerksamkeit, das Interesse, das sie spüren“, beschreibt Clubpräsident Quaden den Grund für sein Engagement. Er sitzt neben Christian, Max und Maximilian am Rechner und zeigt ihnen, auf welchen Internet-Seiten sie Autos finden. Wie selbstverständlich schieben die Jungs dabei Maximilians Rollstuhl so an den Tisch, dass auch er schauen kann.

Die Förderung von Lesefreude und -kompetenz, der Umgang mit Medien, die Schulung sozialer und praktischer Fähigkeiten oder das nette Miteinander, Zuwendung, Aufmerksamkeit – der Club bietet eine Palette für ganz verschiedene Interessen und Bedürfnisse. Susanne Bünker: „Für unsere Schule ist das eine absolute Bereicherung, ein tolles zusätzliches Angebot.“
Katrin Ahmerkamp